s
Von den vielen bedeutenden Städten der Rheinprovinz können hier
nur noch aufgezählt werden: die Festungen Wesel und Saar-
louis — die bedeutende Fabrikstadt Crefeld — das durch seine
Malerschule und einen schönen Lustw ald (Hofgarten genannt) aus-
gezeichnete Düsseldorf mit 69,000 Einwohnern — die alte Stadt
Trier, Sitz eines katholischen Bischofs, mit 21,000 Einwohnern —
und die Universitätsstadt Bonn dem Siebengebirge gegenüber.
Von den vielen wohlthätigen Anstalten der Rheinprovinz ließe sich
noch viel erzählen, z. B. von der Provinzial-Jrrenanstalt zu
Siegburg am Siebengebirge. Dort werden Menschen, welche das
Unglück hatten, ihren Verstand zu verlieren, in ärztliche Pflege ge-
nommen, um sie durch sanfte und geschickte Behandlung von ihrer Geistes-
krankheit zu heilen, was auch bei sehr vielen gelingt. —
7. Der Dom zu Köln.
Unter den vielen Kirchen der Stadt Köln und überhaupt unter
allen Kirchen Deutschlands ist eine der merkwürdigsten und vorzüglichsten
der herrliche Dom. Der Bau des Domes begann im Jahre 1248
durch den Erzbischof Conrad von Hochsteden. Das große Vermögen
dieses Erzbischofs, so wie der damalige Reichthum der Bewohner Kölns
machte den Beginn eines so großartigen Baues möglich. Auch brachten
die unzähligen Pilger, die aus entfernten Gegenden zur Verehrung der
Reliquien der heil, drei Könige (der Weisen aus dem Morgenlande)
dorthin wallfahrteten, zum Bau des Domes große Schätze zusammen.
Aber die Kosten wurden doch endlich zu groß, so daß der Bau, woran
noch 1599 gearbeitet wurde, dann eingestellt werden mußte, ehe noch
die Hälfte fertig war. Der Dom ist in der Form eines Kreuzes ge-
baut; seine Länge beträgt 125“ und seine Breite 72™. Das Ge-
wölbe wird von hundert Säulen getragen, die in vier Reihen neben
einander stehen und von denen die der mittlern Reihen mehr als 9"
im Umfang haben. Gleich den Bäumen eines uralten Waldes stehen
diese schlanken Säulen da; nur am höchsten Gipfel sind sie in Aste
gespalten, die mit ihren Nachbaren sich zu spitzen Bogen verbinden
und dem Auge, das ihnen folgen will, fast unerreichbar erscheinen.
Die innere Höhe des Domes beträgt 50™. Die beiden Thürme,
deren jeder eine Höhe von 156™ erreichen soll, sind noch unvollendet.
Beide sind bis jetzt erst auf eine Höhe von 50™ gebracht. In
dem auf der Südseite stehenden Thurme hängt die große Dom-
glocke, welche 225 Centner wiegt und von 12 Mann gezogen werden
muß. —
In den neuesten Zeiten ist ein Verein unter dem Namen „Dombau-
Verein" zusammengetreten, um den Ausbau dieses herrlichen Denkmals
alter Baukunst zu bewirken. Zu den Beiträgen der Mitglieder dieses
Vereins zahlt der König von Preußen jährlich eine sv bedeutende
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
28
die weite Ebene nach mehreren Richtungen. Die ganze Gegend ist aber
arm an Steinen zum Baue von Chausieen, und es fehlen ihr die
meisten werthvollen Mineralien. Berge hat man zwar nicht zu er-
steigen, aber auch keine Aussichten in die Ferne, keine Wasserfälle, aber
auch keine Mühlen treibende Bache; man begnügt sich meistens mit
Windmühlen. Durch den Fleiß der Menschen sind einige Striche der
Provinz wohl angebaut und bringen die gewöhnlichen Produkte des
Ackerbaues hervor. — Die Provinz hat einen Flächenraum von 735
Quadratmeilen und 2,863,000 Einwohner.
Von den Städten der Provinz sind bemerkenswerth: Potsdam —
Sitz des Oberpräsidenten und eines evangelischen Konsistoriums
— mit über 44,000 Einwohnern, schönen Lustschlössern und einem großen
Waisenhause für Militair-Kinder — Brandenburg, eine sehr alte Stadt
— Neustadt mit einer Spiegelfabrik — Frankfurt an der Oder, mit
bedeutenden Jahrmärkten oder Messen — und die Festung Spandau
mit eineni Zuchthause. Vor allen aber verdient die große und schöne
Stadt Berlin hier näher beschrieben zu werden.
Berlin ist von der für kleine Fahrzeuge schiffbaren Spree durch-
flossen und steht dadurch mit der Elbe und Oder in fahrbarer Ver-
bindung. Dazu kommen noch Eisenbahnen nach verschiedenen Richtun-
gen, welche der Stadt täglich Tausende von Fremden zuführen. Rechnet
man hierzu, daß Berlin über 826,000 Einwohner zählt, so ist begreif-
lich, daß hier ein großartiges, regsames Leben und ein bedeutender
Handel entstehen muß. Denn wo viel verzehrt wird, da muß auch
viel Handel sein, und wo viele Fremde einkehren, da kann Kauf und
Verkauf nicht ausbleiben. Die Stadt hat durchaus ein neumodisches
Ansehen. Nur wenige Straßen sind eng und krumm, einige sind wohl
eine Viertelmeile lang und bestehen aus lauter großartigen Häusern.
Eine dieser Straßen ist sehr breit und mit vier Reihen Linden bepflanzt.
Sie dient als Spaziergang und führt nach dem schönen Branden-
burger Thore und durch dieses in einen Lustwald, welcher der Thier-
garten heißt. In der Mitte der Stadt geht sie von einem sehr schönen
Platze aus, an welchem das alte königliche Schloß, das Museum,
das Zeughaus, das Universitätsgebäude, das Opernhaus, die
königliche Bibliothek, die katholische St. Hedwigskirche und noch
manche palastähnliche Gebäude liegen. Von den vielen übrigen öffent-
lichen Gebäuden soll hier nur noch das von mehr als 1000 Personen
bewohnte Jnvalidenhaus erwähnt werden, worin für hülflose, im
Kriege verstümmelte Soldaten Sorge getragen wird. —
Außer vielen andern Fabriken besitzt Berlin eine vortreffliche Eisen-
gießerei, worin nicht bloß Brücken mit Bogen und Geländer, Ma-
schinen aller Art, sondern auch herrliche Bildsäulen und Brust-
bilder aus Gußeisen verfertigt werden. Ja sie liefert sogar die feinsten
Schmucksachen aus Eisen: Finger- und Ohrringe, Armbänder und
Vorstecknadeln, Ketten und was man sonst nur aus Gold zu arbeiten
pflegte. Im Durchschnitt liefert die Fabrik jährlich 10,000 bis 12,000
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Ortsnamen: Potsdam Brandenburg Frankfurt Berlin Berlin Berlin Berlin
— 29 -
Centner solcher Gußwaaren, wovon die leichtesten yi0 Loth, die schwer-
sten 40 Centner wiegen.
An der Berliner Universität wirken über 100 Lehrer und jähr-
lich wohnen über 2000 Studenten den Vorlesungen bei. Die Bib-
liothek der Universität zählt mehr denn 600,000 Bände; und wer da
etwas Tüchtiges lernen will, dem fehlt es hier nicht an Gelegenheit.
23. Frankfurt an der Oder.
Leopold von Braunschweig.
Frankfurt an der Oder ist nächst Berlin und Potsdam in Hin-
sicht der Bevölkerung die größte Stadt Brandenburgs. Sie liegt in
einer angenehmen Gegend, worin Anhöhen, Wiesen, Getreidefelder, Wein-
berge und Obstgärten abwechseln und die Stadt umgeben. Auf der
Ostseite strömt die Oder vorbei, über welche hier eine 250™ lange,
hölzerne Brücke führt und die auf der rechten Oderseite gelegene Damm-
vorstadt mit der übrigen Stadt verbindet. Merkwürdig ist das dem
Herzog Leopold von Braunschweig errichtete Denkmal, an der
Stelle, wo er am 27. April 1785 in den Fluthen umkam, indem er
bet einer großen Oder-Überschwemmung einigen vom Wasser, eingeschlos-
senen Vorstädtern Hülfe zu bringen versuchte. Bei dieser Überschwem-
mung eilte er nämlich an das Ufer, bot anfangs den dastehenden Leuten
ansehnliche Belohnungen, wenn sie die Unglücklichen retten wollten. Um-
sonst, die Gefahr war zu groß; niemand wollte sein Leben wagen. „Nun,
so will ich hingehen!" rief er und sprang in einen Kahn, ohne sich durch
alles Bitten der Leute abhalten zu lassen. Anfangs ging es glücklich,
und schon glaubte man, die kühne That werde gelingen; unglücklicher
Weise aber blieb der Kahn an einem Weidenbaume hangen und schlug
um, und der menschenfreundliche Herzog ertrank in der tobenden Fluth.
Die Stadt Frankfurt errichtete ihm daher das erwähnte Denkmal; ein
schöneres Denkmal aber ist die zu seinem Gedächtniß gestiftete Fr et-
schule für mehr als 300 Kinder, die am Jahrestage seines Todes ge-
speist und zum Theil mit Büchern und Kleidungsstücken beschenkt werden.
Wie heissen die Regierungsbezirke der Provinz Brandenburg? — Wie ist
der Boden in der Provinz beschaffen? — Wie heisst der Hauptfluss der
Provinz? — Nenne seine Nebenflüsse! — Von welchem Flusse ist die Spree
ein Nebenfluss? — Gieb von allen Flüssen an, in welcher Richtung sie
Messenl Wie heisst die Hauptstadt der Provinz? — Wie viel Einwohner
hat Berlin? — Nennt andere bemerkenswerthe Städte! — Wie viel Provinzen
und wie viel Regierungsbezirke kennt ihr nun? — Wie heissen sie? —
Zeichnet jetzt die Provinz Brandenburg auf die Tafel! —•
Beschreibet sie! —
2ä. Die Provinz Pommern.
Die Provinz Pommern ist nur schwach bevölkert, da sie auf 575
Quadratmeilen nur stark 1,431,000 Einwohner zählt. Sie wird in
die drei Regierungsbezirke: Stettin, Köslin und Stralsund ein-
getheilt. Das Land ist eine niedrig gelegene, meist sandige Ebene zu
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Braunschweig Leopold Leopold_von_Braunschweig Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Frankfurt Berlin Potsdam Brandenburgs Frankfurt Berlin Pommern Stettin Stralsund
74 —
von Preußen, als an das Haupt des hohenzollern'schen Geschlechts,
abgetreten, und seit dieser Zeit gehören nun diese Ländchen zum preu-
ßischen Staate. Sie bilden unter dem Namen „hohenzollern'sche
Lande" einen besonderen Verwaltungsbezirk. An der Befestigung
und stattlichen Wiederherstellung der königlichen Stammburg ist seit
1850 fort und fort rüstig gearbeitet worden, so daß sie jetzt dasteht
als ein herrlicher Schmuck des Reiches !ver königlichen Hohen-
zollern, welches sich ausdehnt „vom Fels zum Meex^r —..
Wie viel Provinzen des preussischen Staates habt ihr früher kennen
gelernt? — Wie heissen sie? — Wie liegen die hohenzollernschen Lande von
dem übrigen Königreich Preussen? — Seit wann ist das Geschlecht der
Hohenzollern in der Geschichte bekannt? — Wann wurde ein Nachkomme
dieses Geschlechts Markgraf von Brandenburg? — Wie hiess dieser? — Aus
welchem Geschlechte stammen die Könige von Preussen ab? — Seit wann
sind die hohenzollernschen Lande mit dem Königreich Preussen vereinigt ? —
38. Das Königreich Bayern.
(23.)
Östlich von dem Königreich Würtemberg liegt auf beiden Seiten
der Donau das Königreich Bayern. Zu Bayern gehört aber auch
noch die getrennt hiervon auf dem linken Rheinufer gelegene Pfalz,
Rheinbayern genannt. Das eigentliche Bayerland, Altbayern, liegt
südlich von der Donau an den Nebenflüssen: dem Lech, der Isar
- und dem Inn, welche aus den Tyroler Alpen kommen und eine hoch-
liegende Ebene durchströmen. Der nördlich von der Donau gelegene
Theil Bayerns, das Frankenland, ist östlich vom Böhmerwalde,
nordöstlich vom Fichtelgebirge und westlich vom Spessart durch-
zogen, und wird von mehreren Nebenflüssen der Donau — unter dettm
die Naab und die Altmühl bemerkenswerth sind — und dem Main
mit seinen Nebenflüssen bewässert. Das Königreich Bayern hat einen
Flächenraum von 1380 Quadratmeilen mit 4,801,000 Einwohnern.
Ackerbau und Viehzucht sind in Bayern so einträglich, daß das
Volk nicht in Fabriken seinen Unterhalt zu suchen nöthig hat.
In Altbayern, an der Isar, liegt die Haupt- und Residenz-
stadt München, mit mehr als 170,000 Einwohnern. An neuen,
schönen Bauwerken, Sammlungen von Gemälden, Bildersammlungen
und andern Kunstwerken übertrifft München alle übrigen Hauptstädte
Deutschlands. Auch hat München eine bedeutende Universität und
die größte Bibliothek in Deutschland,^ die aus 800,000 Bänden
besteht. Für den Fremden ist also vielerlei dort zu sehen. Daß so
viel Bier in München und überhaupt in Bayern getrunken wird,
mag ihm vielleicht auffallend erscheinen; er wird dabei aber bedenken,
daß eben dadurch der weit schädlichere Branntwein, die Pest so vieler
Orte, verdrängt wird. Die Brauereien in München und in ganz
Bayern gehören zu den großartigsten Gewerben; sie fördern den Acker-
bau, und die Ausfuhr der bayerischen Biere ist nicht unbedeutend.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Preussen Brandenburg Preussen Bayern Königreich_Würtemberg Donau Bayern Rheinbayern Altbayern Donau Donau Bayerns Donau Main Altbayern Deutschlands Deutschland
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
34 Das Erzgebirge. — Das Kgr. Sachsen. — Das Grßhzgt. Sachsen-Weimar-E. 88 46-48.
Limburg. An der Spitze eines Bistums steht ein Bischof oder Erzbischof, unter ihin das
Domkapitel, dessen Mitglieder Domherren heißen. Unter dem Domkapitel stehen die De-
kane, deren Sprengel ebenso wie die der Superintendenten mit den landrätlichen Kreisen nicht
immer zusammenfallen. Unter den Dekanen stehen die Pfarrer, und als deren Gehilfen
die Kapläne. Die Bischöfe sind dem Papste bez. dem Kardinalskollegium unterstellt.
*§ 46. a. pstü Erzgebirge fällt nach Böhmen zu steil, nach Sachsen
hin allmählich ab. Der höchste Berg desselben ist der Keilberg (1200 m h.).
Das Gebirge ist bewaldet; aber sein Reichtum an Erzen (daher sein Name!)
ist fast erschöpft; sehr wichtig ist dagegen die Ausbeute an Steinkohlen.
In den höchsten Teilen ist das Klima rauh; da gedeiht auf weiten Strecken
nur die Kartoffel und der Hafer. Trotzdem ist auch diese Gegend sehr-
stark bevölkert. Die Bewohner sind arm, aber genügsam und gewerbfleißig.
Sie klöppeln Spitzen, flechtet! Strohsachen, spinnen, machen Uhren, Musik-
Instrumente, Spielsachen u. a. — Am S.-Fnße berühmte Heilquellen, z. B.
in Marienbad, Karlsbad, Teptitz.
Tb. An das Erzgebirge schließt sich im O. das Glbsandsteingebirge,
auch Sächsische Schweiz genannt. In anmutigem Wechsel sieht man hier
liebliche Täler, schauerliche Schluchten mit senkrechten Felswänden, frei
hervortretende Pfeiler und freundliche Höhen aufeinander folgen. Den
Hauptschmuck bildet die Elbe, die sich in einem engen Tale durch das
Gebirge hindurch windet (s. § 25).
§ 47. Pas Königreich Sachsen (15000 qkm, 4 200000 E.; halb
so groß tvie Pommern). Gib Lage, Bodengestaltung und Bewässerung
nach der Karte an! Es hat die dichteste Bevölkerung in Deutschland. In
der Ebene ist der Ackerbau ergiebig. Um Meißen wird Weinbau betrieben.
Bergbau, Fabriktätigkeit und Handel sind sehr bedeutend. Die Bewohner
sind deutsch, in der Oberlausitz wohnen Wenden. Die Fürstenfamilie ist
katholisch, die Bevölkerung aber evangelisch.
Dresden, 400 000 E., Hptst. zu beiden Seiten der Elbe, reich an prächtigen Kunst-
und Bauwerken. König stein, Felsenfestnng. Leipzig, mit Vororten 455 000 E., in
einer weiten Ebene, in der viele Schlachten stattgefunden haben; berühmte Handelsstadt,
Mittelpunkt des deutschen Buchhandels; stark besuchte Universität; Sitz des Reichsgerichts.
Meißen, Porzellan. F reib erg, Bergakademie. Annaberg, Hauptsitz der Spitzen-
klöppelei. Chemnitz (kemnitzs, 205 000 E., die erste Fabrikstadt des Landes. Auch
Zwickau und Plauen durch Fabriktätigkeit bedeutend. Bautzena.d. Spree; Schlacht 1813.
Zittau, Hauptsitz der Linnen- und Schafwoll-Jndustrie. — Aus der Geschichte bekannt
sind noch: Pirna <1756; am Elb-Ufer große Sandsteinbrüche), Kesselsdorf (1745), Breiten-
feld (1631), Hubertusburg (1763), Hochkirch (1758).
8 48. a. Das chroßherzogtum Sachsen - Weimar - Gisenach besteht aus 3 größern
und vielen kleinern Stücken. Weimar, an der Ilm, Hptst.; Doppelstandbild Goethes und
Schillers; auch Herder und Wieland sind Denkmäler gesetzt. Jena, a. d. Saale, Univers.,
Schlacht 1806. Bei Eisenach die Wartburg, ein altes Schloß mit hohen Mauern und
Türmen auf einem Berge.
d. Das Kerzogtum Sachsen-Koöurg-Kotha. In dem größern Teile, der nördl.
vom Thüringer Walde liegt, ist Gotha die Hptst.; es ist die reichste und schönste Stadt
Thüringens. Im kleinern Teile, südl. vom Thüringer Walde, liegt die Residenz Coburg.
6. (Das Kerzogtum Weiningen zieht sich in eineni Bogen südl. vom Thüringer
Walde hin. Meiningen, Hptst. Hildburg hausen. Saalfeld, Schlacht 1806.
Sonneberg, Spiel- und Holzwarcn-Jndustrie.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
54
§ 28. iüolfsleben im 17. und 18. Jahrhundert.
4. Friedrichs Regierung war oft verschwenderisch, da er wie die
meisten Fürsten seiner Zeit dem verderblichen Vorbilde Ludwigs Uv. folgte.
Aber er förderte auch die Wissenschaft und die Kunst. In Halle gründete
er eine Universität und begünstigte August Hermann Francke, den
Gründer des Waisenhauses daselbst, in seinen Bestrebungen. Nach Berlin
rief er den großen Gelehrten Leibniz, den ersten Leiter der neugegründeten
Akademie der Künste, der sich der Freundschaft der anmutigen und
geistreichen Königin Sophie Charlotte erfreute. Der König ließ in
Berlin das Königliche Schloß und das Zeughaus erbauen und das Reiter-
standbild des Großen Kurfürsten errichten.
8 28. Volksleben im 17. und 18. Jahrhundert.
1. Das deutsche Volksleben hatte sich im Mittelalter kräftig entwickelt.
Wohlstand und eine gewisse Behäbigkeit waren auch im einfachen Bürger-
hause zu finden. Das Reformationszeitalter hatte auch auf das geistige
Leben des Volkes anregend gewirkt. Man war in jener Zeit zu der Er-
kenntnis gekonmien, daß auch dem gemeinen Manne ein gewisser Grad von
Bildung notwendig sei; darum hatten Fürsten und Städte begonnen, hohe
und namentlich auch niedere Schulen zu gründen. Aber durch die unseligen
Religionsstreitigkeiten war gegen das Ende des 16. Jahrhunderts ein Still-
stand eingetreten.
2. Der furchtbare Dreißigjährige Krieg zerstörte nicht allein die Wohl-
habenheit des deutschen Volks, sondern raubte demselben auch viele schöne
Tugenden. Kirchen und Schulen waren zerstört oder standen verödet, und
das Volk, wie seine Gelehrten und der Adel begannen die Franzosen in
Sitte, Sprache und Tracht nachzuäffen. An den deutschen Fürstenhöfen
galt der üppige Hofhält Ludwigs Xiv. als Vorbild. Prachtbauten und
Gartenanlagen wurden in französischem Geschmack ausgeführt, und eine
Festlichkeit jagte die andere. Die Steuern wuchsen zu kaum erschwingbarer
Höhe, und doch hatte das Land keinen Vorteil von den vermehrten Ein-
nahmen. Die Unterhaltungssprache war die französische, und geldgierige,
leichtsinnige Franzosen waren die Vertrauten der Fürsten. In dem allen
macbten die meisten der Hohenzollernfürsten eine rühmliche Ausnahme. Der
Große Kurfürst war ein echt deutscher Mann und Friedrich Wilhelm I. ge-
radezu ein Feind alles französischen Wesens.
3. Der deutsche Adel war durch den Dreißigjährigen Krieg verarmt.
Mit der Wohlhabenheit schwand bei vielen Adligen der alt-ritterliche, helden-
hafte Sinn. Nicht mehr im ernsten Waffendienste wuchs der Junker heran,
sondern er zog nach Paris, um dort französische Sprache und Sitten zu
lernen. Heimgekehrt zeigte er ganz offen seine Verachtung der guten Sitten
aus der Väter Zeit und führte ein leichtsinniges, oft lasterhaftes Leben,
wie er es am französischen Hofe gesehen hatte. Vielfach trieb ihn seine
verhältnismäßige Armut und die Sucht nach Titeln und Orden an den
Hof des einheimischen Fürsten, wo er ja im kleinen das fand, was er in
Frankreich kennen gelernt hatte: Hoffeste im französischen Stile, steife Um-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Ludwigs August Hermann_Francke Leibniz Sophie_Charlotte Ludwigs Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Paris Frankreich
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 35. Friedrich Wilhelm Iv.
druck, ohne Ansehen der Person. Ich aber und mein Haus, wir wollen
dem Herrn dienen!" Und in diesem Geiste waltete er mit seiner Gemahlin
Elisabeth, einer bayrischen Prinzessin. Sie unterstützten eifrig christliche
Vereine, die damals entstanden zur Pflege religiösen Sinnes und christlicher
Nächstenliebe, so den Gustav Adolf Verein, der die Evangelischen in
der Zerstreuung unterstützt, und die Vereine für die innere Mission.
Diese gründen und unterhalten Waisen-, Rettungs- und Krankenhäuser,
Kinderbewahr-Anstalten, Herbergen zur Heimat, Sonntagsschulen und Jüng-
lingsvereine. Vor allem sind die Diakonissen-Anstalten zu nennen, deren
erste Pastor Fliedner zu Kaiserswerth am Rhein gründete. Friedrich
Wilhelm Iv. stiftete 1847 die große Diakonissen-Anstalt Bethanien in
Berlin.
3. Der König pflegte aber auch Künste und Wissenschaften. Drei-
hundert neue Kirchen hat er erbaut und sehr viele wiederherstellen lassen.
Er begann den Ausbau des Kölner Domes und des Hochmeisterschlosses
zu Marienbnrg. Die Stammburg seines Hauses im von ihm erworbenen
Hohenzollernlande ließ er erneuern. In Berlin errichtete er viele
herrliche Bauwerke und Denkmäler, vor allem das Denkmal Friedrich des
Großen. — Die bedeutendsten deutschen Gelehrten, Maler, Bildhauer
und Musiker rief er in sein Land Der große Gelehrte und Forscher
Alexander von Humboldt war sein Freund. — Er legte den Grund
zur preußischen Flotte und erwarb von Oldenburg den Jahdebusen
zur Anlegung eines Kriegshafens. — Die Zahl der Eisenbahnen wuchs
alljährlich; die elektrische Telegraphie wurde eingeführt. Großartige
Fabriken entstanden während seiner Regierungszeit, so die Maschinen-
fabrik von Borsig in Berlin und die Gußstahlfabrik von Krupp in Essen.
Auch für die Landwirtschaft sorgte der König unausgesetzt; mehr als
200 Quadratmeilen bis dahin öden Landes wurden urbar gemacht.
4. Gewaltige Unruhen erschütterten 1848 ganz Europa. Sie gingen
wieder von Paris aus, wo man abermals eine Republik aufgerichtet hatte.
Auch in Deutschland und besonders in Preußen gab es viele Unzufriedene;
sie verlangten, auch an der Gesetzgebung teilnehmen zu dürfen. Da der
König sich ihren Forderungen nicht sofort fügen konnte, so brach auch in
Berlin ein Aufstand aus, der aber nach heftigem Straßenkampfe von dem
Militär niedergeworfen wurde. Trotzdem der König gesiegt hatte, sandte
er doch in friedfertiger Weise seine Soldaten aus der Hauptstadt hinaus,
um dem Blutvergießen Einhalt zu tun. Am 31. Januar 1850 gab er
seinem Volke eine Verfassung. Nach derselben werden die Gesetze vom
Könige, dem Herrenhause und dem Abgeordnetenhause gemeinschaftlich
festgestellt. Und nun kehrte das Vertrauen zwischen Fürsten und Volk
wieder zurück.
5. Zurückweisung der Kaiserkrone. In jener Zeit wünschten viele
edle Deutsche, daß Deutschland aus seiner Zerrissenheit zu größerer Einig-
keit geführt werde. Abgeordnete aller Stämme hatten sich zu Frankfurt
a. M. versammelt, und diese ließen dem König Friedrich Wilhelm Iv..
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Elisabeth Gustav_Adolf Gustav Adolf Fliedner Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Alexander_von_Humboldt Alexander Krupp Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Kaiserswerth_am_Rhein Berlin Marienbnrg Berlin Oldenburg Berlin Europa Paris Deutschland Berlin Deutschland Frankfurt
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§ 35. Friedrich Wilhelm Iv.
druck, ohne Ansehen der Person. Ich aber und mein Haus, wir wollen
dem Herrn dienen!" Und in diesem Geiste waltete er mit seiner Gemahlin
Elisabeth, einer bayrischen Prinzessin. Sie unterstützten eifrig christliche
Vereine, die damals entstanden zur Pflege religiösen Sinnes und christlicher
Nächstenliebe, so den Gustav Adolf Verein, der die Evangelischen in
der Zerstreuung unterstützt, und die Vereine für die innere Mission.
Diese gründen und unterhalten Waisen-, Rettungs- und Krankenhäuser,
Kinderbewahr-Anstalten, Herbergen zur Heimat, Sonntagsschulen und Jüng-
lingsvereine. Vor allem sind die Diakonissen-Anstalten zu nennen, deren
erste Pastor Fliedner zu Kaiserswerth am Rhein gründete. Friedrich
Wilhelm Iv. stiftete 1847 die große Diakonissen-Anstalt Bethanien in
Berlin.
3. Der König pflegte aber auch Künste und Wissenschaften. Drei-
hundert neue Kirchen hat er erbaut und sehr viele wiederherstellen lassen.
Er begann den Ausbau des Kölner Domes und des Hochmeisterschlosses
zu Marienburg. Die Stammburg seines Hauses im von ihm erworbenen
Hohenzollernlande ließ er erneuern. In Berlin errichtete er viele
herrliche Bauwerke und Denkmäler, vor allem das Denkmal Friedrich des
Großen. — Die bedeutendsten deutschen Gelehrten, Maler, Bildhauer
und Musiker rief er in sein Land Der große Gelehrte und Forscher
Alexander von Humboldt war sein Freund. — Er legte den Grund
zur preußischen Flotte und erwarb von Oldenburg den Jahdebusen
zur Anlegung eines Kriegshafens. — Die Zahl der Eisenbahnen wuchs
alljährlich; die elektrische Telegraphie wurde eingeführt. Großartige
Fabriken entstanden während seiner Regierungszeit, so die Maschinen-
fabrik von Borsig in Berlin und die Gußstahlfabrik von Krupp in Essen.
Auch für die Landwirtschaft sorgte der König unausgesetzt; mehr als
200 Quadratmeilcn bis dahin öden Landes wurden urbar gemacht.
4. Gewaltige Unruhen erschütterten 1848 ganz Europa. Sie gingen
wieder von Paris aus, wo man abermals eine Republik aufgerichtet hatte.
Auch in Deutschland und besonders in Preußen gab es viele Unzufriedene;
sie verlangten, auch an der Gesetzgebung teilnehmen zu dürfen. Da der
König sich ihren Forderungen nicht sofort fügen konnte, so brach auch in
Berlin ein Aufstand aus, der aber nach heftigem Straßenkampfe von dem
Militär niedergeworfen wurde. Trotzdem der König gesiegt hatte, sandte
er doch in friedfertiger Weise seine Soldaten aus der Hauptstadt hinaus,
am dem Blutvergießen Einhalt zu tun. Am 31. Januar 1850 gab er
seinem Volke eine Verfassung. Nach derselben werden die Gesetze vom
Könige, dem Herrenhause und dem Abgeordnetenhause gemeinschaftlich
festgestellt. Und nun kehrte das Vertrauen zwischen Fürsten und Volk
wieder zurück.
5. Zurückweisung der Kaiserkrone. In jener Zeit wünschten viele
edle Deutsche, daß Deutschland aus seiner Zerrissenheit zu größerer Einig-
keit geführt werde. Abgeordnete aller Stämme hatten sich zu Frankfurt
a. M. versammelt, und diese ließen dem König Friedrich Wilhelm Iv..
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Elisabeth Gustav_Adolf Gustav Adolf Fliedner Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Alexander_von_Humboldt Alexander Krupp Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Kaiserswerth_am_Rhein Berlin Marienburg Berlin Oldenburg Berlin Europa Paris Deutschland Berlin Deutschland Frankfurt
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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34 Das Erzgebirge. — Das Kgr. Sachsen. — Das Grßhzgt. Sachsen-Weimar-E. §§ 46-48.
Limburg. An der Spitze eines Bistums steht ein Bischof oder Erzbischost unter ihm das
Domkapitel, dessen Mitglieder Domherren heißen. Unter dem Domkapitel stehen die De-
kane, deren Sprengel ebenso wie die der Superintendenten mit den landrätlichen Kreisen nicht
immer zusammenfallen. Unter den Dekanen stehen die Pfarrer, und als deren Gehilfen
die Kapläne. Die Bischöfe sind dem Papste bez. dem Kardinalskollegium unterstellt.
*§ 46. a. Z)as Erzgebirge fällt nach Böhmen zu steil, nach Sachsen
hin allmählich ab. Der höchste Berg desselben ist der Keilberg (1200 m h.).
Das Gebirge ist bewaldet; aber sein Reichtum an Erzen (daher sein Name!)
ist fast erschöpft; sehr wichtig ist dagegen die Ausbeute an Steinkohlen.
In den höchsten Teilen ist das Klima rauh; da gedeiht auf weiten Strecken
nur die Kartoffel und der Hafer. Trotzdem ist auch diese Gegend sehr-
stark bevölkert. Die Bewohner sind arm, aber genügsam und gewerbfleißig.
Sie klöppeln Spitzen, flechten Strohsachen, spinnen, machen Uhren, Musik-
Instrumente, Spielsachen u. a. — Am S.-Fuße berühmte Heilquellen, z. B.
in Marienbad, Karlsbad, Teplitz.
b. An das Erzgebirge schließt sich im O. das Etösandsteingebirge,
auch Sächsische Schweiz genannt. In anmutigem Wechsel sieht man hier
liebliche Täler, schauerliche Schluchten mit senkrechten Felswänden, frei
hervortretende Pfeiler und freundliche Höhen aufeinander folgen. Den
Hauptschmuck bildet die Elbe, die sich in einem engen Tale durch das
Gebirge hindurch windet (s. § 25).
§47. Jas Königreich Sachsen (15000 qkm, 4 200000 E.; halb
so groß wie Pommern). Gib Lage, Bodengestaltung und Bewässerung
nach der Karte an! Es hat die dichteste Bevölkerung in Deutschland. In
der Ebene ist der Ackerbau ergiebig. Um Meißen wird Weinbau betrieben.
Bergbau, Fabriktätigkeit und Handel sind sehr bedeutend. Die Bewohner
sind deutsch, in der Oberlausitz wohnen Wenden. Die Fürstenfamilie ist
katholisch, die Bevölkerung aber evangelisch.
Dresden, 400 000 E., Hptst. zu beiden Seiten der Elbe, reich an prächtigen Kunst-
und Bauwerken. Königstein, Felsenfestung. Leipzig, mit Vororten 455000 E., in
einer weiten Ebene, in der viele Schlachten stattgefunden haben; berühmte Handelsstadt,
Mittelpunkt des deutschen Buchhandels; stark besuchte Universität; Sitz des Reichsgerichts.
Meißen, Porzellan. Freiberg, Bergakadeniie. Annaberg, Hauptsitz der Spitzen-
klöppelei. Chemnitz skemnitzs, 205000 E., die erste Fabrikstadt des Landes. Auch
Zwickau und Plauen durch Fabriktätigkeit bedeutend. Bautzena.d. Spree; Schlacht 1813.
Zittau, Hauptsitz der Linnen- und Schafwoll-Jndustrie. — Aus der Geschichte bekannt
sind noch: Pirna <1756; am Elb-Ufer große Sandsteinbrüche), Kesselsdorf <1745), Breiten-
feld (1631), Hubertusburg (1763), Hochkirch (1758).
§ 48. a. Das Hrohherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach besteht aus 3 größern
und vielen kleinern Stücken. Weimar, an der Ilm, Hptst.; Doppelstandbild Goethes und
Schillers; auch Herder und Wieland sind Denkmäler gesetzt. Jena, a. d. Saale, Univers.,
Schlacht 1806. Bei Eisenach die Wartburg, ein altes Schloß mit hohen Mauern und
Türmen auf einem Berge.
t>. Aas Kerzogtum Sachsen - tzoönrg - chotha. In dem größern Teile, der nördl.
vom Thüringer Walde liegt, ist Gotha die Hptst.; es ist die reichste und schönste Stadt
Thüringens. Im kleinern Teile, südl. vom Thüringer Walde, liegt die Residenz Coburg.
6. Das Kerzogtum Meiningen zieht sich in einem Bogen südl. vom Thüringer
Walde hin. Meiningen, Hptst. Hildburg hau sen. Saalfeld, Schlacht 1806.
Sonneberg, Spiel- und Holzwaren-Jndustrie.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
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§ 28. Volksleben im 17. und 18. Jahrhundert.
4. Friedrichs Regierung war oft verschwenderisch, da er wie die
meisten Fürsten seiner Zeit dem verderblichen Vorbilde Ludwigs Xiv. folgte.
Aber er förderte auch die Wissenschaft und die Kunst. In Halle gründete
er eine Universität und begünstigte August Hermann Francke, den
Gründer des Waisenhauses daselbst, in seinen Bestrebungen. Nach Berlin
rief er den großen Gelehrten Leibniz, den ersten Leiter der neugegründeten
Akademie der Künste, der sich der Freundschaft der anmutigen und
geistreichen Königin Sophie Charlotte erfreute. Der König ließ in
Berlin das Königliche Schloß und das Zeughaus erbauen und das Reiter-
standbild des Großen Kurfürsten errichten.
§ 28. Volksleben im 17. und 18. Jahrhundert.
1. Das deutsche Volksleben hatte sich im Mittelalter kräftig entwickelt.
Wohlstand und eine gewisse Behäbigkeit waren auch im einfachen Bürger-
hanse zu finden. Das Reformationszeitalter hatte auch auf das geistige
Leben des Volkes anregend gewirkt. Man war in jener Zeit zu der Er-
kenntnis gekommen, daß auch dem gemeinen Manne ein gewisser Grad von
Bildung llotwendig sei; darum hatten Fürsten und Städte begonnen, hohe
und namentlich auch niedere Schulen zu gründen. Aber durch die unseligen
Religionsstreitigkeiten war gegen das Ende des 16. Jahrhunderts ein Still-
stand eingetreten.
2. Der furchtbare Dreißigjährige Krieg zerstörte nicht allein die Wohl-
habenheit des deutschen Volks, sondern raubte demselben auch viele schöne
Tugenden. Kirchen und Schulen waren zerstört oder standen verödet, und
das Volk, wie seine Gelehrten und der Adel begannen die Franzosen in
Sitte, Sprache und Tracht nachzuäffen. An den deutschen Fürstenhöfen
galt der üppige Hofhält Ludwigs Xiv. als Vorbild. Prachtbauten und
Gartenanlagen wurden in französischem Geschmack ausgeführt, und eine
Festlichkeit jagte die andere. Die Steuern wuchsen zu kaum erschwingbarer
Höhe, und doch hatte das Land keinen Vorteil von den vermehrten Ein-
nahmen. Die Unterhaltungssprache war die französische, und geldgierige,
leichtsinnige Franzosen waren die Vertrauten der Fürsten. In dem allen
machten die meisten der Hohenzollernfürsten eine rühmliche Ausnahme. Der
Große Kurfürst war ein echt deutscher Mann und Friedrich Wilhelm I. ge-
radezu ein Feind alles französischen Wesens.
3. Der deutsche Adel war durch den Dreißigjährigen Krieg verarmt.
Mit der Wohlhabenheit schwand bei vielen Adligen der alt-ritterliche, helden-
hafte Sinn. Nicht mehr im ernsten Waffendienste wuchs der Junker heran,
sondern er zog nach Paris, um dort französische Sprache und Sitten zu
lernen. Heimgekehrt zeigte er ganz offen seine Verachtung der guten Sitten
aus der Väter Zeit und führte ein leichtsinniges, oft lasterhaftes Leben,
wie er es am französischen Hofe gesehen hatte. Vielfach trieb ihn seine
verhältnismäßige Armut und die Sucht nach Titeln und Orden an den
Hof des einheimischen Fürsten, wo er ja im kleinen das fand, was er in
Frankreich kennen gelernt hatte: Hoffeste im französischen Stile, steife Um-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Ludwigs August Hermann_Francke Leibniz Sophie_Charlotte Ludwigs Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Ludwigs_Xiv Paris Frankreich